Höhensysteme in Deutschland

Dez. 3, 2025 | Vermessung & Geodäsie

Warum exakte Höhenmessung unverzichtbar ist

Ob bei der Planung von Bauvorhaben, der Modellierung von Geländestrukturen oder im Hochwasserschutz – präzise Höhenangaben sind für viele Bereiche der Ingenieur- und Geodäsiearbeiten unerlässlich. Dabei ist die Höhe eines Punktes weit mehr als nur ein Zahlenwert: Sie ist das Ergebnis komplexer Berechnungen, moderner Technologien und ausgefeilter Referenzsysteme.

In diesem Beitrag erklären wir, wie Höhen in Deutschland gemessen werden, warum ein einheitliches Höhensystem so wichtig ist und welche Rolle das DHHN2016 dabei spielt.

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Was versteht man unter „Höhe“?

Die Höhe beschreibt den vertikalen Abstand eines Punktes zu einer definierten Bezugsfläche. In Deutschland dient hierfür traditionell der sogenannte Amsterdamer Pegel, welcher den mittleren Wasserstand der Nordsee bei Amsterdam repräsentiert.

Diese Referenzfläche ist nicht etwa eine einfache Ebene, sondern ein komplexes Modell, das als Geoid bekannt ist. Es bildet die theoretische, durch die Schwerkraft definierte Meeresoberfläche ab und reagiert auf Massenunterschiede innerhalb der Erde.

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Welche Bezugsflächen gibt es?

Bei der Höhenbestimmung unterscheidet man zwischen physikalischen und geometrischen Höhen:

Physikalische Höhen (z. B. Normalhöhen) berücksichtigen das Schwerefeld der Erde und eignen sich besonders für präzise Anwendungen im Gelände.

Geometrische Höhen orientieren sich an einem mathematischen Referenzellipsoid und sind vor allem im GPS-basierten Arbeiten relevant.

In der Praxis nutzen moderne Höhensysteme wie das DHHN2016 eine angepasste Form des Geoids – das sogenannte Quasi-Geoid – als Grundlage für die Umrechnung in Normalhöhen.

 

📌 Wichtig zu wissen: Je nach Bezugsfläche kann sich die berechnete Höhe eines Punktes um mehrere Zentimeter unterscheiden – ein entscheidender Faktor bei Bau- und Infrastrukturprojekten.

Bildquelle: GFZ-Potsdam – https://www.lgl-bw.de/unsere-themen/Geoinformation/Geodaetischer-Raumbezug/Festpunktfelder/index.html

Von NN über HN zu NHN – die Entwicklung deutscher Höhensysteme

In der Vergangenheit führten viele lokale Höhenreferenzen zu Unstimmigkeiten – etwa wenn Kirchen als Höhenbezug dienten. Mit der Einführung des Normalnulls (NN) wurde erstmals ein einheitlicher Referenzpunkt – der Amsterdamer Pegel – für ganz Deutschland geschaffen.

Später folgten:

HN (Höhennull) – ein Übergangssystem, das erste systematische Verbesserungen ermöglichte.

NHN (Normalhöhennull) – basiert auf modernen geodätischen Erkenntnissen und integriert das Geoid zur Berücksichtigung regionaler Schwereanomalien.

Diese Entwicklung fand ihren vorläufigen Höhepunkt im DHHN2016, das heute als Standard für Höhenangaben in Deutschland gilt.

DHHN2016: Das aktuelle Höhensystem für Deutschland

Das Deutsche Haupthöhennetz 2016 (DHHN2016) wurde eingeführt, um frühere Ungenauigkeiten in den Höhenangaben zu korrigieren und eine bundesweit einheitliche Datenbasis zu schaffen.

Vorteile des DHHN2016:

  • Präzision: Modernste Messtechnik und aktualisierte Geoidmodelle ermöglichen extrem genaue Höhenangaben.
  • Einheitlichkeit: Sämtliche Bundesländer verwenden nun dieselbe Höhenbezugsfläche.
  • Kompatibilität: Planungen und Projekte sind überregional vergleichbar und koordinierbar.
  • Das System nutzt das Quasi-Geoid der neuesten Generation und integriert Gravimetrie sowie GPS-basierte Daten in die Berechnung – ein Meilenstein der modernen Geodäsie.

Methoden der Höhenbestimmung in der Praxis

In der geodätischen Arbeitspraxis gibt es verschiedene Verfahren, um Höhen zu bestimmen:

  1. Nivellieren

Die klassische Methode: Höhenunterschiede werden direkt zwischen zwei Punkten gemessen. Das Verfahren ist sehr genau, jedoch aufwendig und auf Sichtverbindung angewiesen.​

  1. GNSS/GPS-basierte Verfahren

Hierbei wird die ellipsoidische Höhe durch Satellitensignale ermittelt. Diese muss mit Hilfe eines Geoidmodells in eine Normalhöhe umgerechnet werden.
Vorteil: Große Gebiete können schnell erfasst werden, ideal für schwer zugängliches Gelände.

🛠 Unser Büro setzt auf eine Kombination beider Methoden – für maximale Präzision bei gleichzeitig hoher Effizienz. Mehr zur technischen Ausstattung

Fazit: Ohne präzise Höhen keine verlässliche Planung

Höhensysteme wie das DHHN2016 sind das Rückgrat moderner Vermessung und Bauplanung. Sie gewährleisten, dass Höhenangaben nachvollziehbar, vergleichbar und für alle Beteiligten verständlich sind – egal ob in Kassel, Frankfurt oder Konstanz.

Wer heute baut, plant oder modelliert, braucht daher mehr als nur „eine Zahl über Normalnull“: Es braucht ein fundiertes Verständnis für das Zusammenspiel aus Bezugsflächen, Messmethoden und geodätischer Genauigkeit.

 

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